Der Wald - Opfer oder Retter ?  
     
  Klimawechsel, Treibhauseffekt und stürmische Zeiten  
  Stürmische Zeiten waren das in den letzten Jahren. Die verheerenden Orkane „Vivian“, „Wiebke“ und „Lothar“ hinterließen ihre Spuren in Deutschland. Trotz der persönlichen Schicksale von Waldbesitzern, deren Wälder als Existenz bedroht oder gar vernichtet wurden, sind die Stürme jedoch keine ökologische Katastrophe. Die Natur und insbesondere der Wald reagieren umgehend. Die Wunden werden verheilen und der Prozess der Regeneration hat schon begonnen.  
     
  Wissenschaftler sehen in diesen extremen Wetterereignissen deutliche Zeichen einer weltweiten Klimaänderung. Wenngleich über Ursachen und Folgen der Veränderung noch unterschiedliche Vorstellungen und Modelle bestehen, hat sich die Fachwelt auf internationalen Konferenzen weitgehend festgelegt: Die Freisetzung von Kohlendioxid (CO2), Methan, Lachgas, Ozon und Fluorkohlenwasserstoff (FCKW), insbesondere aus wirtschaftlichen Prozessen, führt zu einer Anreicherung sogenannter Treibhausgase in der Klimahülle der Erde. Sie lassen zwar die kurzwelligen Strahlen der Sonne in das Innere der Erdatmosphäre hindurchdringen, absorbieren dann jedoch weitgehend die als langwellig von der Erdoberfläche zurückgeworfene Wärmestrahlung. Dies führt – wie in einem Treibhaus – zu einer übernatürlichen Erwärmung der erdnahen Luftschichten sowie zu Temperatursprüngen und Änderungen der Strömungsverhältnisse in den Weltmeeren. Dabei ist das Kohlendioxid – vorwiegend als Umwandlungsprodukt aus der Nutzung fossiler Rohstoffe wie Kohle, Erdgas und Erdöl – als das bei weitem wichtigste klimawirksame Spurengas ausgemacht.  
     
  Die Rolle des Waldes in einer weltweiten Klimaänderung:  
  Zum einen muss er, als ein den atmosphärischen Kräften ausgesetztes Ökosystem, die stürmischen Folgen des sich negativ verändernden Klimahaushalts ertragen.
Zum anderen nimmt er eine nicht unbedeutende Rolle bei der Suche nach einer Lösung des CO2-Problems ein.
 
     
  Wälder sind neben den Ozeanen die bedeutendsten „CO2-Fresser“. Zu ihrem Wachstum benötigen sie neben Sonnenenergie, Wasser und Nährstoffen der Erde auch Kohlendioxid aus der Luft und legen es als Kohlenstoff in ihrer Biomasse, überwiegend als Holz, fest. Ältere Wälder, darunter auch Urwälder, befinden sich dabei in einem Gleichgewichtszustand zwischen Aufbau und Zerfall von Holz und damit zwischen CO2-Bindung und CO2-Freisetzung. Ihre Leistungsbilanz als Kohlenstoffspeicher wird durch eine nachhaltige Nutzung deutlich verbessert. Waldnutzung entspricht dabei einer „Verjüngungskur“, durch die besonders CO2-hungrige Wälder geschaffen werden. Wie bei den meisten Lebewesen bauen diese gerade in jungen Jahren den Großteil ihrer körperlichen Substanz auf. Somit kann nur die nachhaltige forstliche Bewirtschaftung unserer Wälder zu einer maßgeblichen Reduzierung von CO2 beitragen.  
     
  Die CO2-Neutralität von Holz  
  Mit der Verwendung von Holz – als Möbel oder für bauliche Zwecke – wird der in den Wäldern festgelegte Kohlenstoffspeicher für die Dauer seiner Nutzung über Generationen verlängert und insgesamt vergrößert. Am Ende einer Verwendung können diese Produkte verrotten oder energetisch genutzt werden. In beiden Fällen kehrt das Holz in den natürlichen Stoffkreislauf zurück, wobei nur soviel CO2 freigesetzt wird, wie zuvor im Holz gespeichert wurde oder durch nachwachsende Bäume wieder gebunden wird. Der Vorteil von Holz als Bau- und Werkstoff wird noch dadurch gesteigert, dass andere Materialien oder fossile Energieträger durch Holz ersetzt werden können, deren Herstellung oder Verwendung ansonsten zu einer Verschärfung des Treibhauseffektes beitragen würden.  
     
  Insgesamt sind die Möglichkeiten einer klimafreundlichen Nutzung der heimischen Wälder bei weitem noch nicht ausgeschöpft. Würde man den ungenutzten Holzzuwachs von zwei Jahren aus Deutschlands Wäldern in Würfeln von einem Kubikmeter aneinander reihen, könnte man damit den ganzen Erdball umspannen – eine Menge, die ausreicht, um 500.000 Häuser in Holzbauweise entstehen zu lassen.